25.03.2021 | News Market & Reference Data Know-how Letter
In zwei vorherigen NC Relevant Newslettern haben wir uns mit den politischen und regulatorischen Entwicklungen rund um die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken im Finanzsystem beschäftigt. Der vorliegende Artikel beleuchtet einige der praktischen Herausforderungen an das Datenmanagement bei Finanzdienstleistern, die sich aus den neuen Anforderungen ergeben. Das explosionsartige Wachstum der Anzahl von Fonds und Indizes, die ESG (Environmental, Social und Governance) Kriterien berücksichtigen, zeigt, dass die Hoffnung des Gesetzgebers, Finanzströme in die Richtung nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten zu lenken, aufgehen kann. Auch Hersteller von Finanzprodukten, die keine expliziten ESG Ziele verfolgen, werden in Zukunft gezwungen sein, Anlegern über gewisse Nachhaltigkeitsaspekte wie z. B. den CO2 Footprint ihrer Produkte und Zielinvestments zu berichten.
Bei der Beurteilung von Produkten und Zielinvestments verlassen sich Produkthersteller wie Fondsmanager oder Emittenten von ETFs oftmals nahezu ausschließlich auf Nachhaltigkeitsratings und Daten externer Anbieter, was eine starke Abhängigkeit des Finanzmarktes von diesen Ratinganbietern zur Folge haben kann. Der Markt für Nachhaltigkeitsratings und ESG Daten wurde für das Jahr 2019 auf 619 Millionen USD geschätzt, und es wird ein Wachstum von 20 % p. a. erwartet.
Banken sind mit der Einbindung von ESG Daten in ihre Risikomodelle weit weniger vorangeschritten als Asset Manager. Wir sehen eine Aufteilung der Institute in zwei Gruppen: Institute, die die Entwicklung proaktiv begleiten und jene, die abwarten, bis die regulatorische Vorgaben komplett ausformuliert sind.
Bisher gibt es wenige klare Qualitätsstandards an die Anbieter von ESG Ratings, und ohne ein Verständnis der unterliegenden Annahmen und Daten sind die Ratings schwer nachvollziehbar. Diverse Studien1 haben gezeigt, dass die Ratings verschiedener Anbieter oft divergieren und teilweise sogar komplett gegensätzliche Ergebnisse liefern. Schon werden erste Rufe laut, Anbieter von ESG Ratings zu regulieren. Des Weiteren werden sowohl Investoren als auch Regulatoren erwarten, dass sich die Finanzmarktteilnehmer nicht blind auf die Ratings externer Anbieter verlassen, sondern dass sie sich selbst eine Meinung zur Nachhaltigkeitsperformance ihrer Zielinvestments bilden sollen. Eine analoge Entwicklung haben Ratingagenturen zur Bewertung von Kreditwürdigkeit durchgemacht: Nach der Finanzkrise von 2008 wurden diese unter die Aufsicht der ESMA gestellt, und Manager von Investmentfonds und Altersvorsorgeprodukten dürfen sich bei der Beurteilung von Kreditrisiken nicht mehr ausschließlich und automatisch auf Ratings externer Anbieter stützen2.
Wollen sich Investmentfirmen und andere Marktteilnehmer unabhängig von externen Ratinganbietern machen und ihren Investoren ein klares Bild über die Nachhaltigkeitsperformance und Risiken ihrer Investments geben, so müssen sie neben der fachlichen Expertise vor allem ein sauberes Datenmanagement aufbauen, um entsprechende Berichte und vertiefte Drilldowns erzeugen sowie nach unterschiedlichen Kriterien aggregieren zu können.
Der Marktdatenspezialist Alveo (vormals Asset Control) hat neben dem Management der Datenkosten die folgenden Herausforderungen im Umgang mit ESG Daten identifiziert3:
Da ESG Daten sowohl von internen als auch externen Datenquellen zur Verfügung gestellt werden, muss das entsprechende Markt- und Referenzdatensystem neben proprietären Anbindungen auch den Aufbau von flexiblen, hauseigenen Schnittstellen ermöglichen. Wesentliche Komponenten eines solchen flexiblen Modells sind:
Im Normalisierungsprozess wird die nötige Funktionalität bereitgestellt um die unterschiedlichen Ausprägungen der Daten auf eine einheitliche, interne Sicht zu bringen. Im Schritt der Konsolidierung erfolgt die fachliche Qualitätssicherung der Daten.
Die aufgeführten Fragen zeigen, dass die Einbindung von ESG Daten in die Markt- und Referenzdatenversorgung ein komplexes Zusammenspiel von Fachwissen und technischem Know-how erfordert. Nagler & Company verfügt über langjährige Expertise im Design und Management großer Markt- und Referenzdatensysteme sowie methodische Kenntnisse bei der Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien in die Risikomanagement- und Reportingprozesse. Wenn Sie Fragen zum Thema Nachhaltigkeitsrisiken und der Umsetzung geeigneter Prozess- und Datenanforderungen in Ihrem Hause haben, kontaktieren Sie uns gerne.
Wir halten Sie weiterhin an dieser Stelle über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden!