Nagler & Company: Expertise

Über Markt- und Referenzdaten-Systeme in der Cloud

07.12.2021 | News Market & Reference Data Know-how Letter

Im Gespräch mit Florian Eberlein

Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen mit Markt- und Referenzdaten-Systemen in der Cloud?

FE Meine persönlichen Erfahrungen zeigen, dass unsere Kunden unterschiedliche Ansichten auf das Thema CloudComputing haben. Auf der einen Seite wird zum Teil die gesamte Infrastruktur - inklusive der Markt- und Referenzdaten-Systeme - in die Cloud ausgelagert. Auf der anderen Seite wird das Vorhaben nach einer ersten Analysephase aus unterschiedlichen Gründen nicht weiterverfolgt. Zu diesen Gründen gehört etwa die Unsicherheit bezüglich der Sicherheit und Verfügbarkeit der Systeme und der darin gespeicherten Daten. Gepaart wird diese Unsicherheit mit regulatorischen Problemen und der Frage, ob diese Art der Auslagerung regulatorisch gedeckt ist. Nicht zu vergessen sind auch die Kosten, die durch die Migration in die Cloud entstehen.

Was waren die Gründe für das Einführen des Cloud Computing bei Ihren Kunden?

FE Die Gründe bei unseren Kunden sind vielfältig. Da gibt es bei einem sehr großen Kunden eine konzernweite Strategie, in die Cloud zu gehen. Dieser Strategie müssen dann auch die Markt- und Referenzdaten-Systeme folgen. Andere Kunden erhoffen sich wiederum geringere Kosten und eine effizientere Systemauslastung als sie jetzt mit den eigenen Systemen haben.

Wo sehen Sie die Vorteile in einer Migration in die Cloud?

FE Cloud-Lösungen bieten eine enorme Flexibilität bezüglich vertikaler als auch horizontaler Skalierung. Wo sonst ist man in der Lage, mal eben zehn weitere Entwicklungsumgebungen mit einem Mausklick zur Verfügung zu stellen, wenn man diese benötigt. Oder der Testumgebung mal eben die dreifache Rechenpower zu geben und später wieder zurückzubauen. Der Entwickler bzw. die Entwicklerin kann in die Lage gebracht werden, den Server per Mausklick selbst neu aufsetzen zu können, wenn ein Experiment schief gegangen ist. Das setzt allerdings ein hohes Maß an Automatismus voraus, um dies ausschöpfen zu können. Sofern man hierzu nicht bereit ist und einen Cloud-Server wie jeden anderen Server managen möchte, wird man an Stelle der Vorteile vielleicht nur höhere Kosten generieren.

Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit Cloud Computing?

FE Gemeinsam mit unseren Kunden beschäftigen wir uns schon seit einigen Jahren mit Migrationen in die Cloud. Dabei ging und geht es bis jetzt vor allem um die schrittweise Migration aller Test- und Entwicklungssysteme. Bei den Produktionssystemen gibt es nach wie vor regulatorische Abhängigkeiten und Unsicherheiten, die diesen Schritt bis jetzt verhindert haben.

Wie waren die Reaktionen der Mitarbeiter auf die Einführung?

FE Für die Mitarbeitenden unserer Kunden bedeutet der Umstieg auf die Cloud eine sehr große Umstellung. Da wäre zuerst der Betrieb, welcher sich auf sehr viele neue Technologien und Abhängigkeiten einstellen musste. Weiters bedeutet die Cloud auch für die Mitarbeitenden, dass Ansprechpartner/-innen nicht mehr im Haus sind und gewohnte Service Level Agreements dadurch nicht mehr in der bestehenden Form anwendbar sind.

Erzählen Sie ein wenig von den Hürden bei der Einführung.

FE Eine große Hürde bei der Einführung war, dass gewohnte Zugriffssteuerungen und Berechtigungen nicht so einfach übertragbar waren. Konkret gab es zu Beginn die typischen Probleme, dass Umgebungen nicht erreichbar waren, weil entweder die Firewall-Freischaltung fehlte oder schlicht die Zugriffsberechtigungen auf das System noch nicht da waren. All dies erschwerte und verzögerte den Start der Umsetzung der eigentlichen Systemmigrationen.

Welche Schwierigkeiten ergeben sich beim Betrieb von ´alten´ Systemen in der Cloud?

FE Der Betrieb ´alter´, sprich nicht für die Cloud konzipierte Systeme, schränkt die Möglichkeiten, die die Cloud bietet, sehr ein. Viele dieser Systeme sind nicht für skalierbare Umgebungen ausgelegt und können dadurch die Vorteile dynamischer Ressourcen nicht ausnutzen bzw. verursachen dadurch höhere Kosten, denn die maximale Leistung dieser Systeme muss permanent vorhanden sein. Dem gegenüber steht jedoch ein sehr hoher Implementierungsaufwand, wenn diese Systeme entweder neu aufgesetzt oder durch neue Cloud kompatible Systeme ersetzt werden sollen.

Wie könnte eine Blaupause für die Einführung von Marktdatensystemen in der Cloud aussehen?

FE Bei der Überführung von Marktdatensysteme in die Cloud ist es essenziell, sich Know-how sowohl im Bereich der Markt und Referenzdaten-Systeme aber auch der Cloud selbst zu holen und die Umstellung gemeinsam zu meistern. Wichtig ist dabei auch, den Umgang mit der Cloud durch eine schrittweise Integration zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Basierend auf diesen Erfahrungen lassen sich im nächsten Schritt gezielt KPIs festlegen, um die Erfolge der Umsetzung zu messen. Besonders bei Markt- und Referenzdaten-Systemen werden große Datenmengen von Datenvendoren bezogen und zu Abnehmern gesendet. Finden diese Transfers in und aus der Cloud statt, kann dies unter Umständen hohe Kosten verursachen. Daher gilt es im Vorfeld genau zu prüfen, ob Datenvendoren Daten in der Cloud zur Verfügung stellen und die Abnehmer ebenfalls Cloudsysteme nutzen.

Haben sie bei der Umsetzung auf externe Unterstützung zurückgegriffen und wenn ja, wie war Ihre Erfahrung damit?

FE Ja, als Spezialist für Marktdatensysteme war uns eine gute Zusammenarbeit mit einem Cloudspezialisten sehr wichtig. Diese Aufteilung empfehlen wir auch für jedes weitere Markt und Referenzdaten-System in der Cloud.

Florian Eberlein

Florian Eberlein

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